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11.02.2004, Plenarrede

Keine Windkraftanlagen in reizvolle Landschaften

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Antrag der FDP geht in die richtige Richtung. Es wird wirklich Zeit, dass unsere Umwelt, Landschaft und Natur vor der Zerstörung durch Windräder in Schutz genommen werden.
Bei jedem Bauvorhaben von etwas größerem Umfang ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich. Für die Inanspruchnahme und Veränderung der Landschaft werden Ausgleichsmaßnahmen verlangt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Bebauungsplan für Einfamilienhäuser oder um ein Gewerbegebiet handelt. Jeder Eingriff muss ausgeglichen werden. Nur beim Bau von Windkraftanlagen sind Natur- und Umweltbelange auf einmal von untergeordneter Bedeutung oder werden gar nicht berücksichtigt. Zusammenhängende Wälder, unberührte Landschaften, das alles hat keine Bedeutung, wenn es um den Bau von Windkraftanlagen geht. Es kann doch nicht sein, dass sich Genehmigungsverfahren für Windräder so von anderen Genehmigungsverfahren unterscheiden. Jede Windkraftanlage ist ein Eingriff in die Natur und damit ausgleichspflichtig. Ein Sonderrecht für Windkraftanlagen lehnen wir ab.
Die Nutzung der Windkraft ist dort angebracht, wo eine entsprechende Windernte zu erzielen ist. Dort, wo der Wind das Rad mit einiger Zuverlässigkeit dreht, können auch die Energieunternehmen mit diesem Strom planen und die Kapazitätswerte der Kraftwerke anpassen. Doch wo liegt der Vorteil von Windkraftanlagen an Standorten mit geringer Windhäufigkeit, bei denen der Wind, wenn er da ist, auch noch mit höchst unterschiedlicher Intensität bläst? Die Rentabilität einer solchen Investition ist nur durch eine überdimensionierte Förderung, wie wir sie jetzt haben, zu erzielen.
Der von den Windkraftanlagen erzeugte Strom ist nicht planbar. Einsparungen an Investitionen im Kraftwerksbau sind nur zu einem sehr geringen Teil möglich. Zur Erhaltung der Versorgungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger ist das Vorhalten anderer Kraftwerke notwendig. An Schwachwindstandorten verschandeln die Windräder nur die Landschaft und kosten die Gesellschaft viel Geld. Wollten wir uns auf den Strom der Windkraftanlagen verlassen, wären wir darauf angewiesen Stromausfälle wären an der Tagesordnung.
Meine Damen und Herren, nun halten die Befürworter von Windkraftanlagen mit dem Argument dagegen, dass jede großindustrielle Anlage die Landschaft beeinträchtigt. Das ist richtig: Egal ob Kohlekraftwerk, Wasserkraft oder eben Windrad jede Anlage verändert das Landschaftsbild.
Wir haben im Sauerland ein Kraftwerk in Werdohl-Elverlingsen. Das kennt jeder: zwei Steinkohleblöcke mit 320 MW und 200 MW und zwei Gasturbinen mit je 100 MW. Das Kraftwerk hat also eine Gesamtnennleistung von 720 MW. Das Kraftwerk liegt im Lennetal. Der Schornstein ist von der Talsohle gemessen 275 m hoch. Aus diesem Schornstein kommt natürlich Rauch, und aus dem 100 m hohen Kühlturm steigt Wasserdampf. Selbstverständlich sind dies Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes und der Umwelt.

Die planbare Verfügbarkeit liegt bei weit über 90 %. Darin sind alle Störungen und turnusmäßigen Abschaltungen enthalten. Da dieses Kraftwerk aus vier Einzelblöcken besteht, ist nicht davon auszugehen, dass alle gleichzeitig ausfallen.

Meine Damen und Herren, ich habe mir nur einmal vorgestellt, was es bedeuten würde, wenn der erzeugte Strom nicht von diesem Kraftwerk, sondern ortsnah von Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden soll. Auf dem Bergrücken der Sauerländer Berge würden 480 Windräder stehen, jedes Windrad mit einer Nennleistung von 1,5 MW und mit einer Höhe von 138,5 m. Wohlgemerkt: vom Bergrücken an gerechnet und nicht, wie bei dem Kraftwerk, von der Talsohle. Sobald der Wind aufkommt, würden sich alle 480 Windräder drehen und so in besonderer Weise auf sich aufmerksam machen.

Unten im Tal würde wegen der Versorgungssicherheit unserer Bevölkerung weiterhin ein Kohlekraftwerk unter Dampf gehalten werden müssen ‑ ein Kraftwerk, nur geringfügig kleiner als bisher, damit die Sicherheit der Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger weiterhin erhalten bleibt.

Die Folgen: Da das Werdohler Stadtgebiet für 480 Windräder nicht ausreicht, wären weite Teile des Sauerlandes verschandelt. Die Windräder wären kilometerweit zu sehen. Wälder und die zum Glück im Sauerland noch in weiten Bereichen vorhandene intakte Natur wären zerstört. In weiten Gebieten des Sauerlandes käme der Tourismus zum Erliegen. Das Sauerland würde auch als Naherholungsgebiet für das Ruhrgebiet ausfallen. Oder wollten Sie dort Ruhe finden, wo sich 480 Windräder drehen?

Meine Damen und Herren, machen Sie doch selbst einmal den Versuch, sich für das in der Nähe Ihres Wohnsitzes befindliche Kraftwerk, egal ob Steinkohle, Braunkohle oder Gas, die Alternative mit Windrädern vorzustellen. Dann müsste jedem bewusst werden, was eine Förderung der Windenergie um jeden Preis bedeutet.

Windkraftanlagen an Schwachwindstandorten sind ökonomischer und ökologischer Unsinn. Aber rationale Gründe spielen ja bei der Windenergie anscheinend keine Rolle.

Meine Damen und Herren, die Windkraftindustrie hat sich zu einer gewaltigen Subventionsmaschinerie entwickelt. Wie sehr, konnte man einer Meldung des letzten "Spiegel" entnehmen. Dort beschwert sich der Bundesverband erneuerbare Energien, kurz BEE, über die Energieversorger. Ich glaube, dieser Verband ist absolut unverdächtig; man kann ihm nicht vorwerfen, Daten zu manipulieren, um die erneuerbaren Energien schlecht aussehen zu lassen.

Dieser Verband wirft den Energieversorgungsunternehmen vor, dass sie im vergangenen Jahr von den Verbrauchern rund 500 Millionen € zu viel für die Einspeisung von Strom aus erneuerbarer Energie kassiert hätten, weil insbesondere wegen der Windflaute weniger grüner Strom als prognostiziert ins Netzt eingespeist worden ist. Wohlgemerkt: Es handelt sich bei diesen 500 Millionen € um zu viel abkassiertes Geld.

Ich habe daraufhin einmal die mir zur Verfügung gestellten Stromertragsrechnungen einiger Windräder aus dem Sauerland für die Jahre 2002 und 2003 verglichen. Durch die Windflaute ist bei diesen Anlagen im Mittelgebirge der Ertrag zwischen 18 und 30 % geringer.

Rechnen Sie sich jetzt die Gesamtsubvention einmal selbst aus, wenn bereits dieser Minderertrag zu einer Summe von 500 Millionen € führt! Sie kommen mit Sicherheit auf einen Betrag, der im Bereich oder über dem der Steinkohlesubvention liegt. Ist eine solche Subventionierung sinnvoll? - Es geht auch ohne weitere Verschandelung der Landschaft, wenn man diese enormen Finanzmittel zur Optimierung des Leistungsgrades vorhandener Kraftwerke einsetzen würde.

Meine Damen und Herren, wir sagen Ja zur Windkraft an Standorten, wo es sinnvoll ist. Doch es darf kein Sonderrecht bei der Genehmigung von Windkraftanlagen geben. Es muss ein ordentlicher Interessenausgleich zwischen den Investoren von Windkraftanlagen und dem Erhalt der Landschaft erfolgen. Nur dann wird die Windenergie in der Bevölkerung akzeptiert und die Zerstörung der Landschaft beendet. - Vielen Dank.